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Zweite gewinnt gegen Solingen – Klassenerhalt!

April, 2025 · By Luca Klemenz

Die „Schmach von Wattenscheid“ lag kaum drei Wochen zurück, da wartete auf unsere zweite Mannschaft bereits die nächste Bewährungsprobe. Auf heimischem Boden, in der traditionsreichen Weyerstraße, empfingen wir die dritte Mannschaft der SG Solingen – jenes Vereins, dessen erste Garde regelmäßig in der Schachbundesliga für Furore sorgt.

Die Ausgangslage war klar: Zwei Niederlagen in Folge hatten uns in eine prekäre Lage gebracht. Wir standen mit dem Rücken zur Wand. Eine weitere Schlappe konnten wir uns eigentlich nicht mehr leisten bzw. würde es ansonsten am letzten Spieltag in Bonn unnötig spannend machen.

Ein Glück aus unserer Sicht: Der Gegner, nominell wohl das breiteste und auf dem Papier stärkste Team der Liga (mit einigen Titelträgern), steckte ebenso tief in der Krise wie wir. Drei Niederlagen in Serie – darunter sogar eine kampflose – hatten Solingens einst gefürchteter Dritter schwer zugesetzt. Als Aufbaugegner kamen sie uns gerade recht.

Unsere Aufstellung: Nelson, Jonas, Bonni, Jörg, Luca, Jasper, Martin und Zeno. Mit Ausnahme von Boris – der anderweitig sportlich im Einsatz war – lief fast dieselbe Formation wie in Wattenscheid auf. Martin rückte für ihn in die Startacht.

Der Kampf entwickelte sich von Beginn an spannend. Solingen trat, wie bereits in den letzten Runden, in ungewohnt schwacher Besetzung an. Die Karten waren also neu gemischt – und sie lagen nicht schlecht für uns.

Zeno spielte an Brett 8 mit Weiß, konnte seinen angenehmen Vorteil gegen eine Aljechin-Verteidigung des Gegners allerdings nicht konservieren. Im Gegenteil, über ein baldiges Remisangebot konnte er nur froh sein.

Am zweiten Brett traf Jonas auf keinen Geringeren als Thomas Michalczak, eine wahre Legende der NRW-Schachszene: FIDE-Meister mit sieben IM-Normen, unermüdlicher Vielspieler und erfahrener Stratege. Doch Jonas blieb cool, hielt die Stellung sicher im Gleichgewicht – auch hier: frühes Remis.

Es folgten zwei weitere geteilte Punkte: Martin hatte in einer Najdorf-Stellung zunächst das dynamischere Spiel, doch die Partie verflachte zusehends und endete folgerichtig unentschieden. Bonni spielte, wie schon vor zwei Jahren – damals noch für unsere erste Mannschaft in der Oberliga – gegen Milon Gupta. Dieses Mal hatte er klare Gewinnchancen, nahm jedoch in bereits besserer Stellung ein cleveres Remisangebot seines Gegners an – eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als goldrichtig herausstellen sollte.

Denn an den verbleibenden Brettern begannen sich die Dinge zu unseren Gunsten zu entwickeln: Jörg bekam zunehmend Initiative, Jasper behauptete seinen in der Eröffung gewonnenen Mehrbauern zäh und präzise, und Luca hatte in einer Art Benoni-Struktur mit vertauschten Farben dauerhaft das angenehmere Spiel.

An Brett eins lehnte Nelson ein Remisangebot von Idris Asadzade kühl ab. Was folgte, war eine dramatische Zeitnotschlacht, bei der die meisten Kiebitze Weiß in Vorteil wähnten. Doch Nelson fand mit Schwarz kreative Ressourcen, verteidigte zäh und wickelte schließlich in ein Endspiel Dame gegen Turm plus zwei Springer ab – objektiv wohl remis, aber nicht mehr zu verlieren.

Plötzlich ging es Schlag auf Schlag: Jörg entschied seine Partie mit einem eleganten Überlastungsmotiv – wir gingen zum ersten Mal in diesem Mannschaftskampf in Führung! Diese Wendung blieb auch bei Jasper nicht unbemerkt, der daraufhin mit seinem Mehrbauern in eine Zugwiederholung einwilligte. Zwischenstand: 3,5 – 2,5.

Nur noch ein Punkt fehlte zum Sieg. Nelson sah inzwischen keine realistischen Gewinnchancen mehr – zu wenig Material, zu ausgeglichen die Stellung. Er gab das Dauerschach. Alle Augen richteten sich nun auf Luca, der in ein Damenendspiel mit einem frischen Mehrbauern übergeleitet hatte. Sein Gegner, von der Zeitnot zermürbt, stellte schließlich die Partie ein. Luca verwertete souverän – der krönende Abschluss zum 5:3-Endstand!

Damit sichern wir uns nicht nur die Mannschaftspunkte neun und zehn – wir haben am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt rechnerisch geschafft. Ein Meilenstein.

Natürlich: Nach dem furiosen Saisonstart mit drei Siegen hatten wir zwischendurch auf mehr gehofft. Aber in der Rückschau bleibt festzuhalten – dies ist ein historischer Erfolg für unsere Zweite.

Vor vier Jahren kämpften wir noch in der Regionalliga Mittelrhein. Dann folgte die Etablierung in der NRW-Klasse. Der Aufstieg in die NRW-Liga im vergangenen Jahr war ein Quantensprung – und nun haben wir uns in dieser starken Liga behauptet. Zum ersten Mal.

Und wer weiß: Selbst der Aufstieg ist noch theoretisch möglich, auch wenn das Szenario unwahrscheinlich ist. Eines ist jedenfalls sicher – in Bonn können wir am letzten Spieltag befreit aufspielen.

Das Abenteuer NRW-Liga lebt weiter.

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