Der einzige Tiefschlag kam von der KVB…
Februar, 2025 · By Jasper Langner
Unser vorzeitiger Frühlungsausflug nach Porz begann für mich mal wieder mit einem unerfreulichen ÖPNV-Erlebnis. Ich brach frühzeitig auf, wanderte im Sinne von Frischluftaufnahme die zwei Haltestellen zur Anschlussstelle Aachener Str./Gürtel der Linie 7. Dort angekommen, sollte die nächste Bahn nicht in den erwarteten 8 Minuten, sondern laut Anzeigetafel in deren 53 neue Fahrgäste aufnehmen. In wunderbarer Ergänzung funktionierte auch die Fahrplanauskunft der KVB nicht. Man konnte also nicht herausfinden, ob die Tafel Fake News verbreitete und welche Alternativen es für eine ÖPNV-Expedition nach Porz gab. Allmählich fragt man sich, was schlimmer ist: Warnstreik oder Normalbetrieb…
Kurz entschlossen trat ich den Rückweg an, um mal wieder aufs Auto umzusteigen. Zu Fuß, denn klar: Die stadtauswärts fahrende 1 war gerade weg. Von Johannes erfuhr ich, dass er mit dem Auto zum Spiellokal gebracht werden sollte und ich bat ihn, Mile eine E-Mail zu schreiben. Die Hoffnung war, dass er sie entweder noch rechtzeitig erhielt oder ohnehin nicht mit der 7 fahren wollte. Farhad rief ich an und vereinbarte mit ihm einen Treffpunkt. Alle anderen wusste ich versorgt.
Große Erleichterung beim Eintreffen im Porzer Spiellokal: Mile war bereits da! Weiterhin war aus unserer Sicht erfreulich, dass der Tabellenführer Porz 4 deutlich von der Bestbesetzung entfernt war. An den vorderen vier Brettern war Porz zwar immer noch Favorit, aber in der zweiten Hälfte brachten wir einige DWZ-Punkte mehr auf die Waage. Im Schnitt lagen wir sogar leicht vorne. Ein spannender Kampf in toller Turnieratmosphäre war zu erwarten: Zeitgleich fand die Spitzenbegegnung der Regionalliga zwischen Porz 3 und Horrem statt.
Davon sollte ich jedoch zunächst nur sehr wenig mitbekommen. Für mehr als eine Stunde war ich quasi an meinem Platz festgenagelt. Ich war gefühlt ununterbrochen am Zug. Kaum hatte ich die Uhr gedrückt und meinen Zug notiert, war die gegnerische Antwort schon auf dem Brett. Es gelang mir zwar, etwas Vorteil herauszuholen, aber im Gewinnsinne war der etwas dünn. Das änderte sich, als ich mit einer Dame-Läufer-Batterie eher plump den Bauern auf a7 angriff, in dessen Nähe sich der lang rochierte König versteckte. Die scheinbar einfachste Parade lief in einen netten Doppelangriff mit massivem Materialgewinn – 1:0 für uns noch vor 12.30 Uhr.
Danach hatte ich genug Zeit, mich um das Geschehen an den anderen Brettern zu kümmern. Üblicherweise entwickelt sich das zu einer langen Qual für die Absolventen einer Kurzpartie, wie wohl so einige aus eigener Erfahrung wissen. Heute schien das nicht so zu sein. Die links und rechts neben mir spielenden Götz und Thomas standen deutlich besser. Emil hatte wieder eine scharfe Stellung, die aber offenbar im Gleichgewicht war. Unsicher war ich mir bei Farhad. Irgendwie hing da alles und ich hatte das Gefühl, dass er etwas näher am Abgrund stand, als sein Gegner. Aber da konnte ich mich auch täuschen. Farhad mag solche Stellungen und kommt gut damit klar. Deutlich ruhiger ging es bei Johannes zu. Hier gab es ein Mittelspiel mit allen Schwerfiguren sowie Springerpaar gegen Läuferpaar. Die Bauern waren gut verkeilt, weshalb das Springerpaar bestimmt kein Nachteil war. Deutlich trüber waren die Aussichten von Mile, da fehlte eine Qualle. Philipp drückte bei ziemlich vollem Brett auf den rückständigen gegnerischen e-Bauern. Zusammengefasst kam ich zu dem Schluss, dass der Kampf nicht schlechter als 4:4 ausgehen sollte.
Götz baute derweil seinen Vorteil kontinuierlich und sehr nervenschonend für den Zuschauer aus. Rauer ging es an den beiden Spitzenbrettern zu. Emil opferte mal wieder eine Figur. Dieses Mal erhielt er dafür jedoch keinen Angriff, eroberte aber ein ganzes Bauerndorf, das zahlenmäßig genug Kompensation darstellte. Und Farhad. Nun ja, weiterhin nicht das, was ich unbedingt auf meinem Brett haben müsste, ich blickte einfach nicht durch.
Die nächste Ergebnisänderung erfolgte nach gut drei Stunden, Götz erhöhte auf 2:0. Damit konnte man eine Niederlage praktisch schon ausschließen. Ok, Mile stand inzwischen klar auf Verlust. Aber bei Emil war das Ganze völlig verflacht zu einem Endspiel mit Turm und drei Bauern gegen Turm, Läufer und Bauer, in dem für Schwarz keinerlei Fortschritte zu erzielen waren. Folglich: 2,5:0,5. Etwas später das 3:1. Johannes hatte eine ungewöhnliche Zugwiederholung herbeigeführt, mit seiner Dame tief in des Gegners gleichnamigen Flügel, bevor Porz auf 3:2 verkürzen konnte. Mile musste die Waffen strecken. Nervosität wollte sich dennoch nicht einstellen, ganz im Gegenteil, es kam Vorfreude auf. Philipp und Thomas standen völlig solide in ausgeglichenen Stellungen. Bei Farhad hatte sich nach einem Schlagabtausch der Rauch verzogen, er kam mit einer Mehrqualle aus den Trümmern hervor, für die der Gegner zwar einen Bauern hatte, der aber in dem Fall nicht ansatzweise ausreichende Kompensation darstellte. Diese Partie war eindeutig zu unseren Gunsten gekippt.
Philipp stellte fruchtlose Gewinnversuche im völlig ausgeglichenen Turmendspiel ein. Nach knapp fünf Stunden stand es 3,5:2,5, der Kampf kam langsam auf die Zielgerade. Zunächst machte Farhad den Deckel drauf und gewann nach sehr geduldiger Endspielführung. Schließlich fand die letzte noch laufende Partie ein friedliches Ende. Das Turmendspiel, mit dem sich Thomas inzwischen abmühte, war trotz eines Mehr- und zweier Freibauern absolut nicht zu gewinnen.
Wer zuletzt mitgezählt hatte, wusste es schon: Wir haben 5:3 gewonnen, womit wir weiterhin einen Platz im Mittelfeld einnehmen. Allerdings verrät der Blick auf die Tabelle, wie eng die Liga ist. Sicher sind wir noch lange nicht, wir müssen noch nachlegen:
Peter Graf