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Achterbahnfahrt mit erfolgreichem Abschluss: U20 hält in ihrer ersten Jugendbundesligasaison die Klasse!

Mai, 2025 · By Jasper Langner

29.09.2024, 11:00 Uhr: In der Weyerstraße erfolgte der Startschuss in die erste
Jugendbundesligasaison in der KKS-Geschichte. Die Mannschaft war – bis auf Adrian, den es
in die USA gezogen hat – aufgestellt wie in der Aufstiegssaison 2023/24, verstärkt um Marc
und Timon. Zwischenzeitliche Gerüchte, dass wir Zuwachs von anderen Vereinen bekommen
würden, hatten sich nicht bestätigt. Wir traten also erneut mit einer Mannschaft an, deren Spieler
allesamt aus den Talentschmieden des KKS stammen. Mit einem DWZ-Schnitt von 1900 lagen
wir lediglich mit Paderborn gleichauf, aber weit hinter den Konkurrenten, in aufsteigender
Stärke Krefeld (1975), Essen-Katernberg (2030), Dortmund-Brackel (2036), Münster (2047),
Erkenschwick (2056) und Porz (2173). Die besten 3 Mannschaften qualifizieren sich in der
Jugendbundesliga für die Deutsche Vereinsmeisterschaft, die letzten 2 steigen ab. Es versprach
also, eine schwierige Saison zu werden. Was war für uns drin? Ein Rückblick!
29.09.2024: KKS (1865) – Krefeld (1971) 3,5:2,5 → Aus einer leisen Hoffnung
wird ein realistisches Ziel
Gleich zu Beginn wartete ein sehr wichtiges Spiel auf uns. Wir trafen auf Krefeld: Nominell
die drittschwächste Mannschaft der Liga, aber immer noch mit 75 DWZ-Punkten mehr im
Schnitt als wir. Somit hatte das Ergebnis dieses Mannschaftskampfes das Potenzial, nicht nur
die Stimmung für die restliche Saison zu beeinflussen, sondern auch ganz entscheidend für die
Frage zu sein, ob wir unser Ziel Klassenerhalt würden erreichen können. Wir stellten mit
Nelson, Zeno, mir, Mark, Lars und Michael als Ersatzspieler auf. Dieser konnte gegen seinen
150 Punkte stärkeren Gegner Lucas Jovanovic leider nichts ausrichten. Besser lief es an den
Brettern 1-3: Nelson spielte gegen Emil Schuricht mit Schwarz eine lange Theorievariante, die
in ein Endspiel abwickelte, aus dem beide Seiten nicht mehr als ein Remis herausholen konnten.
Ich selbst stand aus der Eröffnung heraus zunächst besser, verspielte diesen Vorteil dann aber,
bevor ich mich nach zwischenzeitlich leicht schlechterer Stellung mit Michel Loheide auf
Remis einigte. An Brett 2 konnte Zeno einen überzeugenden Sieg gegen den 100 Punkte besser
bewerteten Mykhaylo Nezhyvenko einfahren, der seine Züge zwar bewundernswert schnell
spielte, aber dafür weitaus weniger präzise als Zeno. Beim Stand von 2:2 blieben 2 Partien. Es
folgten dramatische Minuten: Lars meisterte die nicht leichte Aufgabe, ein Endspiel mit
Mehrbauern zu verwerten, während Mark es nach einer kuriosen Partie, in der er zunächst völlig
auf Verlust, dann völlig auf Gewinn und dann wieder völlig auf Verlust stand, schließlich
schaffte, durch präzise Züge das umjubelte Remis zu erreichen und zum Matchwinner zu
werden. Die Chancen auf den Klassenerhalt, sie hatten einen großen Schritt von einer leisen
Hoffnung in Richtung eines realistischen Ziels gemacht und die Pizza nach dem
Mannschaftskampf schmeckte besonders gut.
08.12.2024: KKS (1884) – SK Münster (1899) 3:3 → Erfolg auf dem Papier,
verpasste Chancen am Brett
Den Schwung des Auftakterfolges wollten wir mitnehmen, als wir 2 Monate später, erneut
zuhause, auf den SK Münster trafen. Und wir hatten etwas Glück: Münster trat ohne ihr starkes
Brett 1, Jakob Weidemann (2286) an, weil dieser stattdessen zeitgleich bei den Erwachsenen in
der NRW-Oberliga spielte. Somit ergab sich ein offenes Match. Das erste Ergebnis ließ nicht
lange auf sich warten. Nelson einigte sich nach nur etwa einer Stunde mit seinem erfahrenen
Gegner Lennart Schröder auf Remis. An Brett 6 spielte Dominik sich schnell einen angenehmen
Vorteil heraus und verwertete diesen souverän zum 1,5:0,5 für uns. An Zenos Brett herrschte
Chaos: Es schien zunächst so, als würde sein Gegner Saba Kvantaliani mit Vorteil aus diesem
herauskommen. Dann aber begann dessen Uhr, sich im 34. Zug in einer mittlerweile
ausgeglichenen Stellung immer weiter der 0 zu nähern. Staunende Zuschauer konnten
beobachten, wie schließlich die Fahne aufleuchtete und Zeno 10 Sekunden später auf
Blättchenfall reklamierte, ohne dass Kvantaliani mittlerweile gezogen hatte. Bitter für den
Münsteraner, Glück für uns. Es stand 2,5:0,5, und die Zeichen standen auf den zweiten Sieg in
Folge: Zumal es an den verbleibenden Brettern ausnahmslos gut für uns aussah. Marc hatte an
Brett 5 zwischenzeitlich eine Qualität mehr, dann aber auf einmal einen Bauern weniger.
Schließlich erfolgte eine Einigung auf Remis. 3:1. Ich selbst hatte es mit dem erst 9-jährigen
Konstantin Müller (1950 DWZ) zu tun und schaffte es, mir bis etwa Zug 30 einen schönen
Vorteil zu erspielen. Dann aber wurde die Zeit knapp und ich scheiterte in gewisser Weise an
mir selbst. Im Rahmen der Versuche, den Vorteil umzumünzen, stellte ich einzügig einen
entscheidenden Zentrumsbauern ein und fand mich in einer hoffnungslosen Verluststellung
wieder. So blieb noch die Partie von Lars. Dieser hatte lange Zeit einen Bauern mehr in einem
Endspiel gehabt. Dann aber schaffte es sein Gegner Anton Gouterney, mit seinen Figuren
unangenehm in die weiße Stellung einzudringen und Lars‘ König in Gefahr zu bringen.
Schließlich entstand daraus der entscheidende Vorteil für ihn und folgerichtig das 3:3. Trotz des
guten Ergebnisses überwiegte der Frust, den Sieg verschenkt zu haben.
26.01.2025: SV Erkenschwick (1950) – KKS (1910) 3,5:2,5 → So bitter kann
Zuschauen sein
Das neue Kalenderjahr begann mit einer schweren Aufgabe für uns. Wir mussten auswärts in
Erkenschwick ran. Dafür brachten wir aber die stärkste Aufstellung der Saison an den Start und
kamen ohne Ersatz aus. Zum ersten Mal kamen wir in den Genuss des großartigen Taxi-Services
von Lars, der uns mit seinem Siebensitzer allesamt mitnehmen konnte und uns damit sehr viel
Zeit und Nerven sparte, die wir gebraucht hätten, wenn wir die Bahn hätten nehmen müssen.
Vor Ort wurden wir sehr gastfreundlich mit kostenlosen Getränken und belegten Brötchen
empfangen. Der Kampf nahm dann erneut einen positiven Anfang. Ich konnte Maximilian
Riechenberg mit Weiß durch eine Taktik schnell besiegen und den restlichen Verlauf des
Mannschaftskampfes als Zuschauer beobachten, was zu einem Wechselbad der Gefühle werden
sollte. Zunächst eine bittere Niederlage an Brett 2: Zenos junger Gegner Luka Schwitkowski
spielte in der Eröffnung einen fehlerhaften (-3 laut Engine!), aber trickreichen Zug, der nur auf
eine Art und Weise bestraft werden konnte, bei allen anderen Zügen zu riesigem Vorteil führte.
Zeno dachte die richtige Antwort zu kennen und spielte deshalb zu schnell. Danach war nichts
mehr zu machen. Wenige Züge später war sein König Matt. 1:1. An Lars‘ Brett ging ich nach
der Eröffnung von einer sicheren Niederlage aus: Die Stellung wirkte schrecklich. Dann aber
begann Lars, Gegenspiel zu entwickeln, gewann einige Bauern zurück und fand sich plötzlich
in einer ausgeglichenen Stellung wieder. Timon führte an Brett 6 eine schöne Partie zu einem
wohlverdienten Sieg: 2:1. Die Erkenschwicker Spieler sahen bereits einen rabenschwarzen Tag
kommen und ich begann auf einen Mannschaftssieg zu hoffen. Denn an Brett 5 spielte Marc
eine starke Partie gegen den deutlich besser bewerteten Sebastian Riechenberg und stand so auf
Gewinn, dass Riechenberg sich zu einem Remisangebot genötigt sah. Marc war mutig und
schlug es aus. Und wurde dann leider bitter bestraft. Riechenberg stellte einige Tricks und
Fallen und schaffte es schließlich, das Ruder herumzureißen und zu gewinnen. Nur noch 2:2.
Blieb die Stellung bei Lars, die so langweilig war, dass aus ihr bald ein Remis resultierte, und
Nelsons Partie, der gegen Max Lutze lange Zeit angenehm gestanden hatte, dann aber eine
Taktik übersah und einen Bauern einstellte. Nelson wehrte sich noch lange, am Ende war aber
nichts mehr zu machen. 2,5:3,5 – Erneut wäre viel mehr drin gewesen!
16.02.2025: KKS (1849) – Schachakademie Paderborn (1647) 2,5:3,5 → Das
Verhängnis der Favoritenrolle oder einfach: Eine Blamage ohnegleichen
Dennoch schien unsere Saison weiterhin unter einem guten Stern zu stehen. Sollten wir im
Heimspiel gegen den Tabellenletzten Paderborn gewinnen, wäre der Klassenerhalt bereits sehr
wahrscheinlich. Als wir die Aufstellung von Paderborn entgegennahmen, schien dies kein
Hexenwerk zu werden. Im DWZ-Schnitt trat Paderborn 200 Punkte schwächer als wir an. Doch
es scheint irgendwie, als würden wir uns immer dann blamieren, wenn wir besonders favorisiert
sind. In der letzten Saison hätten wir uns beinahe den Aufstieg vereitelt, als wir gegen Bergheim
gerade so gewannen, obwohl unsere Gegner zwei Bretter freigelassen hatten. Und diesmal
schafften wir es, gegen Paderborn zu verlieren. Lediglich Dominik und Michael an Brett 5 und
6 gewannen schnell und souverän. Vorne lief nichts zusammen. Zeno stellte auf enorm
ärgerliche Weise einen großen Vorteil ein, Nelson übersah eine Taktik, mit der sein Gegner
Material gewann. Ich versuchte noch lange Zeit, ein leicht besseres Endspiel zu gewinnen. Nach
über 6 Stunden musste ich aber konsterniert feststellen, dass ich dem Dauerschach meines
Gegners nicht entkommen konnte. 2,5:3,5. Noch schlimmer wurde dieser Spieltag dadurch,
dass Ligaschwergewicht Porz gegen unseren Abstiegskonkurrenten Krefeld verlor, weil zwei
Porzer Spieler die Karenzzeit gerissen hatten. Beides zusammen machte aus einem fast schon
sicher geglaubten Saisonziel wieder eine schwer zu erreichende Mission.
23.03.2025: SF Brackel (2036) – KKS (1893) 2,5:3,5 → Wiedergutmachung
Unsere zweite Auswärtsfahrt führte uns nach Brackel, wo uns zunächst ein Schock erwartete.
Brackel trat in Bestbesetzung an. Als die Bretter freigegeben wurden, fehlte aber ein Brackeler
Spieler. Jona Bungarten kam schließlich erst nach 1 Stunde und 10 Minuten und riss die
Karenzzeit, sodass Zeno kampflos gewann. Nelson remisierte relativ schnell gegen Robert
Prieb. Ben, der uns an Brett 6 komplettierte, sah sich dem deutlich stärkeren Paul Stych
gegenüber, hielt aber gut mit. Lars spielte mit Schwarz gegen den Sieger des B-Opens der
Dortmunder Schachtage 2024, Oleksandr Kasapchuk. Da war leider nichts drin. 1,5:1,5. Timon
setzte gegen Alois Römer alles auf die Karte Angriff, stand zwischendurch laut Engine sehr
dubios. Schließlich aber übersah Alois eine Taktik, die Timon den vollen Punkt einfahren ließ.
Ein sehr starkes Ergebnis für Timon gegen einen 200 Punkte stärkeren Gegner! Leider verlor
aber Ben in einem Endspiel Material und musste die Waffen strecken. An meinem Brett jedoch
hatte ich mir gegen Samuel Tomasjan langsam einen Vorteil erspielen können, sodass ich mich
in einem Turmendspiel mit 2 Mehrbauern wiederfand. Schließlich konnte ich den vollen Punkt
einfahren. Wir holten einen enorm wichtigen 3,5:2,5-Sieg, den wir daraufhin noch in einer
nahegelegenen Pizzeria ausklingen ließen.
11.05.2025: KKS (1866) – SG Porz (2123) 1:5 → Frohe Kunde nach
schmerzhafter Derbyniederlage
Folgende Ausgangslage erwartete uns am 11.05. vor unserem Heimspiel gegen Porz: Sollten
wir mindestens ein Unentschieden erreichen, wäre der Klassenerhalt sicher. Sollten wir
verlieren, würde das Ergebnis des Kampfes zwischen Krefeld und Katernberg für uns
entscheidend sein: Sofern dieses Spiel irgendein anderes Resultat als 3:3 haben würde, müssten
wir gegen Katernberg nur noch antreten, um die Klasse zu halten. Zu unserem Ergebnis lieber
nur kurz: Nelson gewann gegen Alwin Mainka, an den übrigen Brettern mussten wir uns leider
den übermächtigen Gegnern geschlagen geben, auch wenn es vereinzelt Chancen gab, etwa bei
Zeno. Dann aber die erlösende Nachricht aus Krefeld: Das Spiel war zwar 3:3 ausgegangen,
doch Katernberg hatte an Brett 6 kampflos verloren. Das wird im Punktesystem der Liga
besonders bestraft, wodurch Krefeld den Mannschaftskampf gewann und wir gegen Katernberg
nur noch rechtzeitig ankommen mussten.
25.05.2025: SF Katernberg (2030) – KKS (1858) 5:1 → Ins Ziel getaumelt
Damit das gelang, fuhren wir schon um 8:45 Uhr bei Lars ab. So waren wir bereits um 10:30
vor Ort und konnten uns mit Freigabe der Bretter des Klassenerhalts sicher sein. Mit einem Sieg
wäre noch Platz 4 in der Liga drin gewesen, bei dem man eventuell hätte darüber nachdenken
können, einen Freiplatzantrag für die Deutsche Vereinsmeisterschaft zu stellen. Davon waren
wir aber leider weit entfernt. Es setzte das zweite 1:5 in Folge, diesmal gewann einzig Zeno mit
einer sehr überzeugenden Angriffspartie gegen Aik Arakelian. 96 % Genauigkeit trotz
zwischenzeitlichem Figurenopfer! Zum Sieg gratulieren konnte man unseren Gegnern aber
auch nicht wirklich, denn trotz des 5:1 gegen uns stiegen sie ab, während wir die Klasse hielten.
Einigermaßen kurios.
Fazit:
Im Verlaufe der Saison hatten wir unerwartete Erfolge wie auch blamable Niederlagen,
glückliche Wendungen wie auch bittere Einsteller. Im Ergebnis haben wir es geschafft,
regelmäßig mit einer guten Aufstellung anzutreten und in den wichtigen Momenten zu punkten.
Ein großes Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben: An Nelson, Zeno und Lars
(allesamt mit 7 von 7 Einsätzen!), an Timon, Marc, Dominik und Mark sowie an unsere
Ersatzspieler Michael, Ben, Julian und Fynn! Es hat mir großen Spaß gemacht, in dieser
Mannschaft zu spielen und die Mannschafsführung übernehmen zu dürfen. Ein Großteil des
Mannschaftsstammes bleibt nächste Saison bestehen und es kommen starke Spieler aus der
Jugend nach. Vermissen werden wir allerdings Dominik und Lars, die für die U20 zu alt werden
– Und das auch, aber bei weitem nicht nur wegen des tollen Taxi-Services! Wir dürfen also
gespannt nach vorne schauen. Auf ein Neues!
Von Johannes Theisen

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