Bamberg Open 2024 – Nachbericht
September, 2024 · By Luca Klemenz
Vom 4.9. bis zum 8.9. waren 4 KKSler in Bamberg, um die offene Fränkische Meisterschaft, besser bekannt als Bamberg Open, zu spielen. Für Luca Klemenz, Zeno Pfaar und Johannes Theisen war es die Premiere in der Welterbestadt, Jasper Langner war bereits 2022 am Start und spielte dort eines der schwächsten Turniere seiner Karriere. Dennoch waren alle 4 voller Vorfreude, als frühmorgens am Mittwoch in Köln der ICE betreten wurde.
Wir waren mit der Anmeldung spät dran und daher waren die besten Unterkünfte lange weg. So blieb uns nur eine rustikale Wohnung im beschaulichen Eggolsheim, ca. 20km von Bamberg und mit S-Bahn-Anschluss. Die Hinfahrt verlief reibungslos, bis auf den Umstieg in Forchheim, wo der Bus einfach nicht aufgemacht hat und uns weggefahren ist. So mussten wir uns noch ziemlich beeilen, um zum Turnierstart da zu sein. Dies und die Tatsache, dass nicht viele Züge nach Eggolsheim fuhren und zudem der Bahnhof 30 Minuten zu Fuß von der Wohnung war, sorgte für einige Belastungen. Tatsächlich spielte nur einer der Vier das Turnier voll durch, aber dazu später mehr..
Gespielt wurde in den Harmoniesälen in der Bamberger Altstadt, wo übrigens die erste Verfassung auf Bayerischem Boden geschrieben wurde (was natürlich in der Ansprache vor dem Turnier erwähnt wurde). Insgesamt war es ein starkes Teilnehmerfeld. Neben 2 GMs waren auch einige IMs am start, darunter der nominelle Turnierfavorit Ruben Köllner, außerdem war das Feld voll von jungen, hungrigen Talenten. Aus dem Kölner Raum waren auch ein paar Bekannte da, Ford-Vielspieler Michael Wolff und Frank Gerdell von Grünfeld waren genauso im A-Open wie wir 4.
Runde 1 begann wechselhaft für uns: Luca und Jasper waren favorisiert, doch nur Luca konnte eine relativ einseitige Partie gegen Moritz Sesselmann (1873) gewinnen. Jasper stand aus der Eröffnung heraus auf Gewinn, übersah dann aber einige Ressourcen des Gegners, Lokalmatador Tizian Steiner (1897) und stand plötzlich auf Verlust, bevor der Gegner überhastet eine Qualität gab, wonach es Remis war. Ärgerlich: Die Uhren waren auf Modus 21 eingestellt, allerdings war Modus 19 richtig. Die Bitte des Schiedsrichters die Uhren vor der Partie entsprechend umzustellen, kam nicht überall an, so auch nicht bei Jasper. Resultat: 15 Min Extrazeit statt 30 und viel Verwirrung. Das hätten die Turnierorganisatoren besser regeln bzw. kommunizieren können.
Zeno und Johannes bekamen schwierige Paarungen, Ediz Kocak (2177) machte gegen Zeno Druck, Zeno konnte seine haltbare Stellung letztendlich doch nicht halten. Johannes nutzte das strategisch zweifelhafte Spiel von Jörg Stock (2114) nicht aus und brach in Zeitnot dann völlig ein. Ein insgesamt schwieriger Start, immerhin bekamen wir noch den letzten Zug nach Eggolsheim.
Runde 2 hielt spannende Paarungen bereit: Luca gegen den jungen FM Cedric Chassard (2289), Johannes gegen Connor Koppe (1996). Jasper war Favorit gegen Julian Weber (1804). Dieser Name wird übrigens noch öfters in diesem Nachbericht auftauchen. Zeno war ebenfalls Favorit gegen Moritz Sesselmann. Es stand eine Doppelrunde bevor (9:30 Uhr und 16 Uhr), Jugendwart Reinhard Bonnmann rief „6 bis 8 Punkte“ aus – daraus wurde dann leider gar nix.
Es begann kurios. Der „Dorfbus“ sollte uns zur S-Bahn bringen. Eine Station nachdem wir eingestiegen waren wollte eine 5-er Gruppe ebenfalls zusteigen. Die Fahrerin erklärte, der Bus sei nur für 8 Gäste und sie sind wieder raus. Nochmal Glück gehabt! Pech allerdings mit der S-Bahn, die 25 min zu spät kam und wir uns somit ganz schön beeilen mussten, um noch zur Runde zu kommen.
Leider war es eine rabenschwarze Runde für uns. Zeno opferte in der Eröffnung ein paar zu viele Bauern (4!), Johannes verwertete eine Traumstellung nicht, Luca stand solide und bekam sogar gute Gewinnchancen, verspielte aber alles in Zeitnot. Jasper erreichte nur ein Remis gegen einen gut vorbereiteten Gegner.
Nach einer kleinen Stärkung in einem Bamberger Restaurant sollte in Runde 3 nun alles besser werden. In der „Hitzeschlacht“ (so nannte es der Turnierberichterstatter – es war 32 Grad) fuhren wir immerhin 3 Punkte ein. Luca konnte sich „rächen“ mit einem Sieg gegen Julian Weber. Zeno, der von uns 4 sicher am ambitioniertesten und hungrigsten war, feierte seinen ersten Turniersieg in einer wilden, Pfaar-typischen Partie gegen Thomas Kromer (1909). Auch das solide Remis von Johannes gegen den talentierten Niklas Heinisch (1947) war ein Achtungserfolg – leider sollte es die letzte Partie von Johannes sein. Er wurde krank und stieg aus dem Turnier aus. Jasper setzte seine Remis-Serie gegen Thomas Kunte (1963) fort – er hatte sicher auf mehr gehofft.
Der nächste Tag (endlich keine Doppelrunde!) wurde ebenfalls denkwürdig. Das morgendliche Blitzturnier wurde genauso ausgelassen wie eine geplante Fahrt nach Nürnberg. Stattdessen haben wir gemacht, was man im KKS so macht: Eröffnungsvorbereitung. „Vollgesogen mit Theorie“ wurde erstmal Bierhaxe gegessen (mit gefühlt 200 Fliegen – wir mussten sogar reingehen). Die Partien liefen dann leider nicht so gut wie erhofft.
Jasper wurde von einem seltenen und unkritischen Zug erwischt. Er bekam eine gute Stellung, wickelte aber ab in ein ungleichfarbiges Läufer-Mittelspiel, in dem er einen schwachen König hatte und das er „völlig falsch“ einschätzte. Dave Möwisch (1950) konnte Angriff initiieren und beendete mit einem Mattangriff. Bei Luca und Zeno lief es ebenfalls nicht glatt, aber hier war endlich mal das Glück auf unserer Seite. Luca wurde von Igor Spiric (2197) überspielt, nachdem er das Mittelspiel völlig falsch behandelte. In beiderseitiger Zeitnot fand er aber Ressourcen und hatte dann mindestens Dauerschach. Der Gegner wollte mehr und nach einem taktischen Patzer verblieb Luca mit einem klar gewonnenen Springerendspiel. Keine schwierige Aufgabe für den „Endspielgott“ – Sieg! Zeno kam sehr gut aus der Eröffnung, spielte auch fragwürdig weiter und Gegner Julian Weber hatte Mattangriff. Allerdings griff auch er fehl und Zeno konnte letztendlich das Endspiel gewinnen.
Am nächsten Tag (wieder Doppelrunde) ging es turbulent weiter. Luca, für den es mit Abstand am besten lief, war jetzt auch am kränkeln. Einem geplanten frühen Remisgebot kam Gegner Gerhard Lorscheid (2142) nach 5 Zügen zuvor. Daraufhin stieg Luca genau wie zuvor Johannes komplett aus dem Turnier aus. Jasper war ebenfalls krank und setzte die Morgenrunde aus, er hatte jedoch noch etwas gutzumachen. In der 6.Runde gab es mit Michael Schimmer (1802) ein wirklich machbares Los und tatsächlich wurde es eine einseitige Partie und Jasper feierte endlich seinen ersten Sieg. Zeno bekam mit Christian Müller (2162) und Christoph Sesselmann (2003) anspruchsvolle Gegner vorgesetzt, zeigte sich aber mit beiden absolut auf Augenhöhe. 2 Remis in Folge, das ist bei Zeno wohl auch noch nie vorgekommen. Damit waren beide halbwegs wieder im Turnier.
Runde 7 sollte am nächsten Tag um 9:30 starten und Jasper und Zeno strebten nach einem Abschlusssieg. Leider war die Wohnung voll von Mücken und daher waren alle übermüdet. Jasper kam gegen Martin Lehmann (1957) sehr schlecht aus der Eröffnung und war mit einem frühen Remis noch gut bedient. Zeno, der immer besser ins Turnier gefunden hatte, gewann dafür relativ glatt gegen Ralf Riemer (1997). Welch Befreiungsschlag nach einer reihe von eher dürftigen Turnierauftritten für Zeno!
Was dann nach dem Turnier passierte, ist an Dramatik nicht zu überbieten!
Luca war schon auf dem Nachhauseweg, die anderen 3 noch eine Weile in Bamberg. Kurz vor Zugabfahrt bemerkte Johannes, dass er seinen Rucksack im Eiscafe vergessen hatte! Er musste aussteigen und suchte den verbleibenden Tag nach dem Rucksack (Ergebnis: offen). Für Jasper und Zeno ging es normal weiter nach Hause. In Köln wurde dann auch Jasper klar, dass er etwas in Bamberg gelassen hatte (Jacke inkl. Schlüsseln!). Diese wurde zum Glück bereits in den Harmoniesälen gefunden.
Insgesamt war es ein episches Turnier mit vielen lustigen Anekdoten. Für Luca und vor allem Zeno lief es am Brett auch ganz gut. Jasper und Johannes hatten leider etwas Pech. Doch eines steht fest: Dieses Turnier wird uns in lebhafter Erinnerung bleiben.